Zwischen schnellen Erfolgen und langfristigem Wachstum: Die Herausforderungen der internationalen Expansion

Ein Unternehmen für industrielle Automatisierungslösungen hat sich durch seine globale Expansion und innovative Technologien einen festen Platz in der Branche erarbeitet. Der operative Alltag ist gut strukturiert: Regionale Vertriebs- und Serviceteams betreuen ein breites Kundenspektrum – von der Lebensmittelproduktion über den Transport bis hin zur Energieerzeugung. Hier in den etablierten Märkten, wo das Unternehmen seit Jahren präsent ist, läuft alles routiniert. Kundenanfragen werden zügig beantwortet, Probleme effizient gelöst, Projekte zügig vorangetrieben. Diese eingespielten Abläufe machen das operative Geschäft zu einem verlässlichen Erfolgsfaktor.

Doch die strategische Herausforderung liegt woanders: Die internationale Expansion, die über die etablierten Märkte hinausgeht, stagniert in einigen Regionen. In diesen neuen Märkten fehlt es oft an lokalem Fachwissen und einer tiefen Verankerung im Markt. Das Unternehmen sieht sich gezwungen, regelmäßig Expert*innen aus dem Heimatland einfliegen zu lassen, um Projekte umzusetzen und Kundenbeziehungen aufzubauen. Diese Praxis führt zu hohen Kosten und birgt das Risiko, dass wertvolle Zeit verloren geht – Zeit, die gebraucht würde, um vor Ort nachhaltiges Wissen aufzubauen.

Die Führungskräfte stehen vor einem strategischen Dilemma: Während in den bewährten Märkten die operative Arbeit verlässlich gute Ergebnisse liefert und kurzfristig belohnt wird, bleiben die strategischen Ziele in den neuen Märkten oft auf der Strecke. Die Gefahr liegt darin, dass die unmittelbaren Erfolge im Kernmarkt das Management dazu verleiten, die Herausforderungen in den neuen Regionen als „Probleme für später“ zu betrachten. Die strategische Arbeit, die für langfristigen Erfolg nötig wäre – der Aufbau lokaler Expertise, die Schulung und Entwicklung regionaler Fachkräfte – wird immer wieder aufgeschoben, weil der Fokus auf den aktuellen Erfolg in den etablierten Märkten gerichtet ist.

Um jedoch wirklich global erfolgreich zu sein, müssen die Führungskräfte einen neuen Weg finden, der langfristig das Wachstum sichert. Es braucht eine klare Strategie, um das lokale Wissen in den neuen Regionen systematisch aufzubauen, lokale Talente zu fördern und Schulungsprogramme zu entwickeln, die Fachkräfte vor Ort stärken. Dies ist mehr als nur eine technische Aufgabe; es geht darum, kulturelle Unterschiede und regionale Anforderungen zu verstehen und die Expertise so vor Ort zu verankern, dass die Region selbstständig wachsen kann.

Die Herausforderung besteht also darin, den kurzfristigen Erfolg im bewährten Umfeld nicht als Ersatz für das langfristige Potenzial in neuen Märkten zu sehen. Die Brücke zwischen operativen Erfolgen und strategischer Neuausrichtung in den neuen Regionen zu bauen, erfordert Mut und Weitblick. Letztlich geht es darum, das operative Geschäft nicht zum Maß aller Dinge zu machen, sondern auch dort Zeit und Ressourcen zu investieren, wo die Ergebnisse erst langfristig sichtbar werden – denn nur so kann das Unternehmen in allen Märkten nachhaltigen Erfolg sichern.