Platz für strategischen Fokus schaffen mit dem 3-Horizonte-Modell

In einem Geschäftsumfeld, das von stetigem Wandel und kurzfristigen Zielen geprägt ist, bleibt die langfristige Perspektive oft auf der Strecke. Doch wie lässt sich Raum schaffen, um nicht nur heute, sondern auch morgen und übermorgen erfolgreich zu sein? Eine Antwort darauf bietet das 3-Horizonte-Modell, entwickelt von Bill Sharpe und seinem Team beim International Futures Forum in den späten 1990er Jahren. Das Modell gibt Unternehmen eine klare Struktur, um die Balance zwischen unmittelbaren Zielen und langfristigen Visionen zu finden.

Warum drei Horizonte?

Der Begriff „Horizonte“ ist dabei nicht zufällig gewählt. Er beschreibt das Zusammenspiel von drei überlappenden Zeitperspektiven, in denen Unternehmen agieren: der unmittelbaren Gegenwart, der nahen Zukunft und der fernen Zukunft. Jeder dieser Horizonte steht für eine spezifische Art zu denken und zu handeln, die uns hilft, das Heute zu gestalten, ohne das Morgen zu vergessen.

Die Herausforderung, der sich das Modell widmet, ist altbekannt: Viele Unternehmen konzentrieren sich stark auf den unmittelbaren Erfolg und operativen Gewinn. Strategische Weitsicht bleibt oft auf der Strecke, weil das Dringende das Wichtige überlagert. Das 3-Horizonte-Modell bietet eine Lösung, die einfache Orientierung und Raum für Entwicklung schafft – eine Art groben Orientierungsrahmen, der den Fokus für jede Ebene vorgibt.

Als Richtlinie empfiehlt das Modell, etwa 70 % der Zeit und des Budgets in den ersten Horizont zu investieren, 20 % in den zweiten und 10 % in den dritten Horizont. Damit bleibt der Schwerpunkt klar im Tagesgeschäft, während dennoch Raum für mittelfristige Innovationen und langfristige Visionen geschaffen wird.

Die drei Horizonte im Detail

Horizont 1 – Das jetzige Geschäft:

Hier liegt der Fokus auf dem, was heute läuft und Erfolg bringt. In diesem Horizont geht es um das aktuelle Geschäft: die eingespielten Prozesse, Strukturen und Angebote, die bewährt und effizient sind. Das Ziel ist operative Exzellenz – die Fähigkeit, das Unternehmen wettbewerbsfähig zu halten. Doch Horizon 1 birgt auch eine Falle: Unternehmen können sich in ihrem aktuellen Erfolg „festfahren“ und die Perspektive für die Zukunft verlieren. Effizienz ist wichtig, doch sie darf den strategischen Blick nicht verstellen. Hier sollte der Großteil der Ressourcen und Zeit investiert werden, um den laufenden Betrieb abzusichern.

Horizont 2 – Die innovativen Verbesserungen:

Horizont 2 bildet die Brücke zwischen dem Hier und Jetzt und einem potenziellen Wandel in der Zukunft. Dieser Horizont verlangt von Unternehmen, dass sie ihre erfolgreichen Modelle weiterentwickeln und sich auf Innovationen einlassen. Hier geht es um die mittelfristige Weiterentwicklung – neue Ideen, die das bestehende Geschäft erweitern oder ergänzen und auf kommende Veränderungen vorbereiten. Die Balance zu finden ist nicht einfach: Horizont 2 ist ein Raum für kreatives Denken, aber auch für das Abwägen, wie viel Veränderung das Tagesgeschäft verträgt. Es braucht Mut und die Fähigkeit, einen Übergang zu gestalten, ohne das gegenwärtige Geschäft zu gefährden. Etwa 20 % der Ressourcen sollten hier in die Entwicklung gesteckt werden, um das Geschäft kontinuierlich zu erneuern und zukunftssicher zu machen.

Horizont 3 – Die langfristige Vision:

Der dritte Horizont fordert das größte Umdenken, denn hier geht es um das, was noch weit in der Zukunft liegt: radikale Neuerungen und disruptives Potenzial. Horizont 3 ist der Raum für Visionen – eine langfristige Perspektive auf das, was das Geschäft grundlegend verändern könnte. Es geht um das Erkennen von Trends und das Vorbereiten auf Entwicklungen, die heute vielleicht noch ungreifbar erscheinen, aber in Zukunft prägend sein könnten. Dieser Horizont stellt oft die größte Herausforderung dar, weil er gedanklichen Mut und strategische Weitsicht erfordert – beides Qualitäten, die im täglichen Geschäftstrubel schnell auf der Strecke bleiben. Hier sollten etwa 10 % der Zeit und des Budgets reserviert werden, um neue Möglichkeiten auszuloten und visionäre Konzepte zu entwickeln.

Das 3-Horizonte-Modell in der Praxis

Das 3-Horizonte-Modell bietet Unternehmen eine klare Struktur für die Strategiearbeit und schafft Raum für das langfristige Denken. Es erinnert daran, dass nicht nur das kurzfristige Geschäft zählt. Vielmehr fordert es dazu auf, strategischen Raum zu schaffen und bewusst in drei Dimensionen zu denken – um erfolgreich im Heute, im Morgen und im Übermorgen zu sein.

Bildnachweis: winterseitler, Pixabay