Im Nebel vorwärts: Warum strategische Vision Mut und Freiraum erfordert

Ein Hersteller von Spezialverpackungen balanciert zwischen operativer Effizienz und strategischer Innovation

Ein Hersteller von Spezialverpackungen steht vor einer klassischen Herausforderung: Auf der einen Seite läuft das Kerngeschäft stabil und profitabel. Die Produktion ist gut eingespielt, die Lieferkette funktioniert reibungslos, und die Vertriebsteams sind erfahren und kundenorientiert. Der operative Alltag ist strukturiert und fordert: Lieferzeiten optimieren, Kosten senken, die Produktqualität sichern. Hier fühlt sich das Team sicher und kompetent. Die Abläufe sind vertraut, die Handgriffe sitzen. Man weiß, was zu tun ist – und wie.

Doch die strategische Perspektive bringt eine ganz andere Herausforderung. Das Unternehmen möchte ein neues, nachhaltiges Verpackungsmaterial entwickeln, das auf künftige Marktanforderungen und die wachsende Nachfrage nach ökologischen Lösungen antwortet. Diese Vision ist ambitioniert und verlangt weit mehr als Routine. Die Produktion muss umgerüstet, neue Rohstofflieferanten gefunden und Vertriebsteams neu geschult werden. Der Weg zu dieser neuen Produktlinie ist jedoch nicht klar definiert. Es ist, als würde man im Nebel fahren: Die Richtung ist gesetzt, doch die konkreten Schritte sind noch unklar, und man kann nur begrenzt vorausplanen.

Hier entstehen die Wege erst im Gehen – und dieses Gehen ist beschwerlich. Da es keinen etablierten Pfad gibt, muss das Unternehmen vieles ausprobieren und neu gestalten. Die Schritte sind langsamer, die Entscheidungen unsicherer. Was im operativen Bereich routiniert und selbstverständlich läuft, erfordert in der Strategiearbeit Geduld und Ausdauer. Jeder Fortschritt braucht mehr Energie, weil die Strukturen noch im Aufbau sind.

Für die Führungskräfte bedeutet das, ständig zwischen akuten Kundenanfragen, Produktionsproblemen und dieser langfristigen, unsicheren Ausrichtung abzuwägen. Oft stehen sie unter Druck, weil das Dringende die Aufmerksamkeit beansprucht, während das Wichtige – die strategische Neuausrichtung – in den Hintergrund rückt. Hier ist die Gefahr, dass das gewohnte Umfeld des Tagesgeschäfts das strategische Neuland in den Schatten stellt.

Die Herausforderung ist es, nicht nur die strategische Vision im Blick zu behalten, sondern auch die dafür notwendigen Freiräume bewusst zu schaffen. Es braucht Mut, das Vertraute im operativen Geschäft gelegentlich loszulassen, um sich auf das Unbekannte einzulassen. Es ist dieser Raum für das Experimentelle, das scheinbar Unerprobte, der letztlich den Weg für langfristigen Erfolg ebnet – auch wenn dieser Weg unwegsam ist und das Ziel nur schrittweise sichtbar wird.